Montag, 15. August 2011

Die Geschichte Teil 34


Am 6. Mai war das nächste Onkelz-Konzert im Bootshaus des Offenbacher Ruderclubs "Wiking". Ein Management vor Ort, geschweige denn ein Management überhaupt, gab es nicht. Nowotny kümmerte sich weder um die Band, noch um die Konzerte, und eine professionelle Security konnte er auch nicht besorgen. Stephan wurde immer wütender auf ihn. Wenn die Band irgendwo auftreten wollte, dann musste sie alles selbst organisieren. Vom Ticketverkauf, über die Ordner bis zum Bierstand. Um die Buchungen mussten sie sich selber kümmern, was sich meistens als größte Hürde herausstellte, weil niemand die Band irgendwo auftreten lassen wollte. Eine Plakatierung oder eine Ankündigung der Konzerte gab es nur selten. Die Sicherheit während der Gigs wurde ab 89 durch Auge, Trimmi, Bomber und ein paar Rüsselsheimer gewährleistet, durch Freunde und Rocker.
In Offenbach war die Stimmung schon um 18:00, als sich die Türen öffneten, gewaltgeladen. Das Bootshaus füllte sich schnell mit großen Teilen der härteren Rocker- und Metallerfraktion, die sich an einem Binding-Stand aufhielten, während vor der Bühne bis zu 50 Glatzen auszumachen waren. Nach dem 4. Lied ertönten lautstarke "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus" Rufe, die sich von einem kleinen Zentrum in der Mitte des Saales ausbreiteten und ca. 40-50 Leute erfassten. Diese Parolen griffen zwar nicht weiter um sich, ertönten aber nach einigen Sekunden erschreckend synchron. Ein Pfeifkonzert von einigen hundert anderen Fans, hielt augenblicklich dagegen. Nur 50 von ca. 400 Zuschauern, aber für die Onkelz waren es 50 zuviel. Überall dort, wo gebrüllt wurde, reckten sich auch die rechten Arme zum Hitlergruß. Man konnte wohl von einer kompakten, geschlossenen Minderheit sprechen, nicht aber von 100% aller Fans, die an diesem Abend kamen. Stephan unterbrach das Konzert sofort. Auge und seine Leute zogen ihre Stabtaschenlampen und bauten sich vor der Bühne auf. Ein Eingreifen war nicht nötig. Nach fünf Minuten war der Spuk zu Ende. Stephan hatte den kurzhaarigsten unter seinen Zuschauern durch das Mikro unmissverständlich klar gemacht, dass sie hier nicht erwünscht waren und sich verpissen sollten, und er hatte es so ernst und so deutlich gesagt, dass sofort Ruhe einkehrte. Nach der Ansage war Ruhe. Die Onkelz spielten ihr Set mehr oder weniger lustlos runter und verließen den Saal ohne Zugabe. Die Glatzen verzogen sich nach dem Konzert mitsamt ihren Deutschlandfahnen friedlich. Auch vor der Halle brach keine Gewalt aus.

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