Dienstag, 9. August 2011

Die Geschichte Teil 31


Kevin hatte mehrere Versuche unternommen, Moni Weidner zurückzugewinnen, und mehr als einmal hatte sie ihn wieder zu sich in die Wohnung gelassen. Sie hasste sich für ihre mangelnde Konsequenz und dafür, dass sie immer wieder darauf hereinfiel, wenn Kevin ihr sagte, dass er ohne sie nicht leben konnte. Wahrscheinlich sagte er sogar die Wahrheit, aber das Problem war sein fehlender Lebenswille insgesamt, seine chronische Negativität und sein egoistischer Drang, andere Menschen mit hinabzureißen, nur um sie dann ihrer Triebhaftigkeit zu überlassen. Kevin wusste wie er Moni´s Mitleid erregte, und sie war nicht selbstsicher genug, ihm mit Entschlossenheit entgegenzutreten. Schon bald kam Kevin regelmäßig in den Sandweg, um bei Moni zu übernachten, und schon bald zog sich auch Moni an den Wochenenden das Koks in die Nase.
In der "28" schepperte es wie eh und jeh. Ab Mitte der Achtziger war in Frankfurt eine neue Droge im Umlauf, die sich Extacy nannte und nun auch in der "28" ausprobiert wurde. Extacy oder XTC war ein Antidepressiva auf MDMA-Basis, das, je nach Dosis, euphorische Glücksgefühle auslöste, die etwa 3-4 Stunden andauerten. XTC war ein Riesenspaß, Happy-Pillen, die sie zwar höllisch wegkickten, die aber nicht so paranoid und rappelig machten wie Acid. Das schöne daran war, dass eigentlich nichts schief gehen konnte. Die ausgeschütteten Endorphine und Adrenaline sorgten für glühende Glückseligkeit. Das Fatale an den Pillen war jedoch, dass man sie über die Monate hinweg in immer größeren Dosen zu sich nahm und dass das Aufwachen in der Realität oft Depressionen auslöste, die sich 1-2 Tage hinziehen konnten. "Viertel", "Drittel" und "Halbe" E´s wurden in der "28" geschluckt wie Drops. Von Freitagabend bis Montagmorgen versank die 28 in zotenreißendem Wahnsinn. Immer und immer wieder wurde nachgelegt, bis ihnen fast die Augen aus den Höhlen quollen und ihre Gesichtszüge sich derangierten. Koks und Speed wurden zusätzlich noch oben drüber geschnuppt, was natürlich Blödsinn war, aber das interessierte sowieso niemanden. Wenn es einmal soweit fortgeschritten war, dass alle nur noch da lagen und extatisch zuckten, dann ließ Trimmi meistens seine Vogelspinnen frei.
Ein ebenso groteskes, wie surreales Bild war Trimmis Zusammenbruch auf Extacy, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Trimmi hatte ein schwaches Herz, als Folge eines Stromschlags während seiner Elektrikerlehre. MDMA, Kokain, Speed und all das Zeug brachten sein Herz grundsätzlich an den Rand des Fliehkraftkollaps. Manchmal dachte er, dass es ihm vor lauter Rotation gleich aus der Brust springen würde. Als er sich schließlich überdosiert hatte und kalkweiß in die Knie ging, sah man den ganzen zugeknallten und verstrahlten Haufen, wie er hektisch durch die 28 stolperte. Alarmsirenen kreischten in ihren Köpfen, Warnleuchten drehten sich, Handfeste Panik brach aus. Wo war das Telefon ?
Trimmi überlebte, aber eines Tages, das zeichnete sich ab, würde ein Opfer gefordert werden. 

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