Montag, 1. August 2011

Die Geschichte Teil 25

Der Metal Hammer war für die erste größere Attacke, von Seiten der Medien verantwortlich.
"Onkelz wie wir . . . ist das musikalisch nicht einmal schlechte Machwerk, mit dem sich Deutschlands Nazi-Skin-Babd Nr.1 früherer Tage wieder zurückmeldet. Immerhin, eins muss man den Böhsen Onkelz zugestehen : Verbal haben sie sich entradikalisiert . . .
. . . Kurz und schlecht : Die Böhsen Onkelz haben ein Album herausgebracht, das ganz sicher seine Reize hat, eine eigenwillige Mischung aus Speed- und Thrash-Elementen, Rock´n´Roll, Punk und Heavy Rock mit deutschem Gesang. Eine Kombination, die man als gelungen bezeichnen und mit einer guten Durchschnittsnote bewerten könnte, wenn nicht, ja wenn da nicht altbekannte Nazi-Skins der härtesten Sorte hinterstecken würden, denen ich eine Bewusstseinsänderung nicht so ohne weiteres zutraue ! Deshalb nur eine 2." (Skala 1-6, 1= superscheiße, 6= obergeil)
(Edgar Klüsener, Chefredakteur, Metal Hammer)
Der M.H. verriss die Platte, ohne genauere Kenntnisse der Bandgeschichte. Bewusstwerdung war immer noch ein fortlaufender Prozess, der im Falle der Onkelz "Punk" und "Skin" nur als zu durchlaufende Stationen verstand.
Bis zum Ende des Jahres hatten sich gute 15 000 Einheiten der "Onkelt wie wir" verkauft, was als Beleg dafür gelten musste, dass es sich bei den Käufern nicht nur um Skins handeln konnte. Deren Zahl lag 1987 immer noch unter 2000, von denen 250 durch den Verfassungsschutz als "rechts" eingestuft wurden.
Klüseners Infos über die vier Frankfurter waren spärlich. Die Fans gingen auf die Barrikaden und bombardierten die Hammer-Redaktion mit Leserbriefen, in denen sie sich über Klüseners Rezension beschwerten. Als die B.O. von der Kritik erfuhren, riefen sie bei Klüsener direkt an und baten ihn um ein Gespräch. Stephan sagte, dass er mal so einige Dinge in bezug auf die LP-Besprechung klarstellen wollte, dass er sich auf gar keinen Fall einen Nazi schimpfen lassen wollte und dass er sich von den Redakteuren des Magazins in Zukunft eine akkuratere Recherche erhoffte. Klüsener willigte ein und traf sich mit Stephan und Gonzo in seinem Büro. Der M.H. entschied sich aufgrund der vielen Beschwerdebriefe dafür, teile des Gespräches unter dem Titel "Böhse Onkelz - böse ja, rechtsradikal nein" im Magazin abzudrucken, um die Sache gerade zu rücken. Auszüge :
" . . . Zunächst meldeten sich die Fans der Böhsen Onkelz. Sie wähnten mich geistig umnachtet, vorurteilsbeladen und wünschten mir per Postkarte "gute Besserung". Grundtenor : "Wir sind weder Nazis noch Skins, wohl aber Fans der Böhsen Onkelz ! Und du, mein Junge, liegst voll daneben mit deiner Kritik !
. . . Und dann meldeten sie sich plötzlich selbst, die Böhsen Onkelz. Tja und da waren sie nun, livehaftig und . . . nee, eben nicht im Skin-Outfit. lange Haare statt Glatze, Ohrring statt Hakenkreuz und in der Hand ´n ganz normales Bierchen statt des Totschlägers."
Klüsener sprach Stephan und Gonzo auch auf die Vorfälle, während der Sendung "Live aus dem Alabama" an, die einer der Gründe dafür war, dass die Band bundesweit in Verruf geraten war.
". . . Wir haben dann gesagt, dass wir uns unsere Fans schließlich nicht aussuchen konnten und wollten uns auch ganz eindeutig von denen distanzieren. Nur hat uns überhaupt keiner mehr zugehört . . .
. . . vor allem in den letzten Jahren ist ein Teil der Skins klar nach rechts abgedriftet. Tatsache ist auch, dass politische Organisationen versuchen, direkten Einfluss auf Skins zu gewinnen. das geht soweit, dass sie zu unseren Konzerten kommen und Stände aufbauen oder Flugblätter verteilen wollen. Das lassen wir jedoch unter keinen Umständen zu. Die fliegen ganz einfach raus . . .
. . . Als wir erstmals mitbekamen, wohin der Zug plötzlich fuhr, auf dem wir als Kultband der Skins irgendwo mit draufsaßen, haben wir damit begonnen, gegen unsere eigenen Leute zu schreiben, um irgendwie zu bremsen . . .
Das Fazit :
". . . Soweit, so Onkelz. Den Vorwurf, die Böhsen Onkelz seien eine Neonazi-Band, nehme ich an dieser Stelle ausdrücklich zurück !"
Tatsächlich hatte die Musik der B.O. schon immer Fans aus allen Lagern begeistert. Sie waren seit ihrer ersten LP "Der nette Mann" eine herausragende Formation, die mit ihren deutschen Texten ein viel größeres Publikum ansprachen, als sie selber glaubten. trotz des radikalen Äußeren der Musiker und der teilweise übertriebenen patriotischen Aussage des ersten Albums hatte die Platte schon längst ihren Weg in die Metal-Haushalte gefunden. Das galt auch für die beiden gemäßigteren Nachfolgewerke "Böse Menschen - böse Lieder" und "Mexico". Bis zur "Onkelz wie wir" war um die Band eine kleine, aber treue Metal-Gefolgschaft gewachsen, die jedoch, um nicht auf gewaltbereite Skins zu stoßen, den Gigs fern geblieben war. Auch in Zukunft würden diese Fans auf die Live-Premiere "ihrer" Band verzichten müssen. Die üble Nachrede innerhalb der Musikbranche, zeigte eine deutliche Wirkung,die sich darin ausdrückte, dass es kaum Veranstalter, Promoter oder Händler gab, die etwas mit der Band zu tun haben wollten.

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