Donnerstag, 28. Juli 2011

Die geschichte Teil 23 - "Der nette Mann" wird verboten

Im August 86 flatterte ein Brief der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften ins Haus. Die erste Platte "Der nette Mann", so hieß es in dem Schreiben, werde in diesen Tagen einer eingehenden Prüfung durch eine Kommission unterzogen. Mehrere Landkreise hatten einen Indizierungsantrag gestellt, der jetzt überprüft werden sollte.
Später wurde oft behauptet, die Onkelz hätten bei der Indizierung aus Publicitygründen nachgeholfen. Das war gelogen. Das Verbot der ersten Platte kam für alle überraschend. Das letzte Schreiben Im September 86 bestätigte die Indizierung und landete prompt in der Mülltonne. Sie hatten sowieso nichts an dieser Platte verdient und außerdem existierte sie. Sie konnten ihr erstes Album in die Hand nehmen, es war inzwischen unsterblich geworden. Sollte die Bundesprüfstelle die Scheibe doch ruhig verbieten, dann würden eben keine mehr verkauft werden. Wen kümmerte das schon ? Dennoch hatten sie sich das Schreiben durchgelesen. Es war so lächerlich. Die hatten nicht einmal die Texte richtig verstanden. Die Indizierung der ersten LP war für die Band nicht mehr als ein schlechter Witz. Dass das Lied "Frankreich 84" zum Rassenhass aufstacheln sollte, empfanden sie als eine Unterstellung. In dem Schreiben wurde deutlich, dass viele Texte nicht richtig verstanden worden waren und dass man nachträglich rechtes Gedankengut hineingedichtet hatte, weil man aufgrund der eigenen Voreingenommenheit und Unkenntnis, rechtes Gedankengut in den Liedern vermuten musste. Neben den falsch verstandenen Worten, gab es ganze Sätze wie ". . . zerschlagt den anderen das dumme Gesicht . . .", die die Antragsteller, in Ermangelung der richtigen Texte, frei erfunden hatten. Auch war das Lied "Der nette Mann" niemals als Aufforderung zum Kindermord gedacht, das Gegenteil war der Fall. Als sie das Schreiben der Bundesprüfstelle lasen, gab es viel Gelächter. Lustig war auch, dass bei all dem angeblichen "Rassenhass" und bei all dem "verdeckten nationalen Gedankengut", das man ihnen unterstellte, das "Deutschlandlied" unbeanstandet die Zensur passierte. Das einzige Lied, in das man ein Nationalgefühl hätte hineininterpretieren können, wurde mit keinem Wort erwähnt.

Egoldt war die Band los. Das hieß jedoch nicht, dass er nicht frei über die Songs und Texte der ersten drei Aufnahmen verfügen konnte. Um weitere Umsatzträger zu schaffen, hatte er eine Compilationreihe gestartet. Auf dem zweiten Album dieser Serie, "No Surrender! Vol.2, European Oi-Compilation" waren die B.O. mit "Ich mag" und "Hässlich" vertreten, Abfallprodukte der ersten R.O.R.-Aufnahme. Damit das ganze auch in die profitbringende rechte Richtung wie, waren außer den Frankfurtern noch eine Handvoll Französischer, Deutscher und Englischer Hardcore-Faschokapellen auf diesem Sampler zu hören. Diese Veröffentlichungen geschahen hinter dem Rücken der Band. Sie hatten weder ihre Einwilligung gegeben, noch verdienten sie an ihren Platten auch nur eine müde Mark. Dass die B.O., wie später behauptet wurde, über all die Jahre an den rechten Machenschaften des Herbert Egoldt mitverdienten, war erfunden. Außer dem Scheck über 4000 Mark für den "netten Mann" hatte es nie wieder eine Auszahlung von Egoldt gegeben.

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