Samstag, 9. Juli 2011

Die Geschichte Teil 13

Pe war eine höchst untypische Erscheinung in der deutschen Skinheadszene. Er war die gute Seele der Band. Sein Schlagzeugspiel hatte sich in den letzten Jahren erheblich verbessert. Gewalt und Fußball ließen ihn kalt. Während der ganzen Zeit, seit Gründung der Band, hatte er sich niemals an einer Schlägerei beteiligt. er war auch niemals weggelaufen. Pe stand einfach daneben und zog sich rein, was es zu sehen gab. Wenn es vorbei war, stand er immer noch da, ohne einen Kratzer im Gesicht und tat so, als ob nichts passiert wäre.
Pe war auf eine besondere Art ruhig und furchtlos. Bis auf einen Zwischenfall, bei dem Pe einem schlafenden Nürnberger Skin den Inhalt einer Dose Whiskas ins Maul geschmiert hatte, war von ihm niemals Gewalt ausgegangen. Seit dem Sommer 82 arbeitete er in einer Frankfurter Schlosserei und wohnte an der Humboldstr., einen Steinwurf von Stephan und Pia entfernt.
Im Frühjahr 83 hatten die B.O. einen auftritt im Juz Ampermoching.
Im Jugendhaus hatten sich einige 100 Menschen eingefunden. Punks, Skins, Rocker und eine große Abordnung der orientierungslosen Landjugend. Eine grausame Band stand auf der Bühne und versuchte das lethargische Publikum zu motivieren. "Mögts ihr koa Punk ?"
Das war für Kevins Nerven schon wieder zuviel. Er hatte sich die ganze Geschichte einige Minuten angesehen, dann war er losgegangen und hatte den Schlagzeuger von seinem Hocker getreten. Stephan und Gonzo stiegen gleich mit ein. Sie schoben den Rest der Band von der Bühne und legten sofort mit ihrem Set los.
"Willst du mal ne Nummer schieben, Mädchen komm zu mir, denn ich bin der Schönste, ich besorg es dir . .
Viele Zuschauer waren mit der bayerischen Punkband nach draußen geflüchtet, und Stephan musste während des Gigs hinaus gehen und die Meute wieder zurückholen. Er versicherte den Leuten, dass es zu keinen weiteren bösen Szenen kommen werde. Das lahme Volk war jetzt noch lahmer geworden, und das Konzert war kurz und unspektakulär. Nach der Show weigerte sich der Veranstalter den B.O. Geld zu zahlen.
Seit Beginn des Jahres war, war Matrose Röhr ein Teil der 33 Mann starken Mannschaft auf der "Bayern". Einmal im Monat konnte sich jeder Matrose einen Liter Fusel für 7,- DM kaufen. Selbstverständlich musste jeder "Neue" seine erste Flasche gleich an die "Altgefahrenen" abtreten. Zusätzlich war es ein beliebter Zeitvertreib, die Frischlinge abzufüllen, bis sie brechen mussten, oder ihnen wurden Besenstiele in den Arsch gesteckt, oder man quälte sie auf eine andere gemeine Art und Weise. Die Phantasie ging den Altgefahrenen nie aus. Ein Amateurboxer aus Wetzlar, einer der "Heizer", tat sich als besonders brutal hervor. Er kam gerne morgens in die Kajüten und riß die Klappbetten hoch, so das der schlafende Matrose zwischen das Bett und die Boardwand flog. Ein illegaler Spaß, den er auch bei Gonzo ausprobierte. Normalerweise kuschten die Frischlinge vor dem Gefreiten und erduldeten alle Demütigungen. Gonzo aber sprang sofort auf und schlug seinen überraschten Kameraden so schnell zusammen, dass der folgerichtig und gezwungenermaßen die Position des respektiertesten Matrosen an Gonzo abgab. Während einer anderen Auseinandersetzung, die Gonzo mit einem Unteroffizier hatte, war die Situation soweit eskaliert, dass er den Uffz in Unterhosen und Seestiefeln durch das ganze Schiff jagte und sich daraufhin beim Chef melden musste. Die Disziplinarmaßnahmen gegen den Matrosen Röhr häuften sich.

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