Montag, 25. Juli 2011

Die Geschichte Teil 20 - Offizielles Ende der B.O. als "Glatzenband"

Gonzo und Stephan waren zwei Menschen, die ständig ihre Werte hinterfragten und gerne überprüften, ob das, was gestern galt, heute noch von Bestand war. Den Punk hatten sie über Bord geworfen, als er anfing zu faulen, aus Oi war der Patriotismus gewachsen, der in der Szene zu einem gefährlichen Nationalismus geworden war, mit dem sie nichts mehr zu tun haben wollten. Fußballgewalt war ihnen unwichtig geworden und der Skinheadszene mussten sie jetzt dringend den Rücken kehren, um nicht auf der Stelle zu treten. Die Gewalt war zu etwas Erzwungenem geworden, zu etwas, das einem abverlangt wurde und das zum Überleben notwendig war. Ausgedrückt in einem Lied, hieß das : "Gesetze der Straße".

Der November 85 brachte ein weiteres Skinheadkonzert in Berlin und das offizielle Ende der B.O. als "Glatzenband".
Die Berliner Szene, von der man wusste, dass sie ein starkes rechtes Gefälle aufwies, hatte erneut zum "Kameradschaftsabend" geladen. Diesmal waren gut 200 Kahlköpfe zusammen gekommen und forderten lautstark "Onkelz, Onkelz". Das Gebrüll der Zuschauer während des letzten Bunkerkonzertes war verhalten gewesen. Der Spaß hatte noch im Vordergrund gestanden. Bei diesem Gig jedoch gingen schon zu Beginn der Show die Arme zum Hitlergruß in die Luft. Die Hardcore-Szene hatte eigentlich schon seit Lübeck keinen Bock mehr auf die Onkelz, weil sie ihnen nicht "rechts" genug waren. Außer Kevin hatte niemand mehr eine Glatze. Das hielt die Berliner allerdings nicht davon ab, jedes Lied mitzusingen. Die Band konnte nie den richtigen Draht zu den Skins finden. Auch Stephan trank wie ein Loch und prügelte, wenn er sich angegriffen fühlte, aber dennoch war ihm die rechtsradikale Argumentation zu primitiv. Vor der winzigen Bühne tummelte sich ein Haufen der brutalsten Berliner Glatzen. Eine grölende Ansammlung volltrunkener Härtnerskins, die sich umarmten und immer einiger und synchroner skandierten. "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus". Stephan machte gute Mine zum bösen Spiel, aber die "Ausländer-Raus" - Rufe und die erhobenen rechten Arme waren für ihn ein Schlüsselerlebnis.
Der Skinheadkult war tot. Die junge Arbeiterklasse hatte ihre Seele verkauft, als sie damit begann auf sozial Schwächere rumzuhacken, anstatt sich weiterhin gegen die Autoritäten aufzulehnen. Dieser Teil der Jugend war am äußersten rechten Rand der Rebellion angelangt, und trotz all ihres Stolzes und ihrer vermeintlichen Vorliebe für Gerechtigkeit, hatten sie wieder einmal dem Teufel den Arsch geküsst.

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