Montag, 2. April 2012

Die Geschichte - Teil 61

Seit März 95 waren die Onkelz bei Virgin unter Vertrag. Drei Studioalben plus eine Live-Option, bei vier Jahren Laufzeit. Udo Lange sorgte für Aufregung auf dem Markt. Im Wochenrhythmus musste der Virgin Chef Stellung beziehen, gegenüber der Presse oder im Radio, oft auch im Streitgespräch mit Onkelzgegnern aus den Reihen des Handels. Die 95er Veröffentlichung "Hier sind die Onkelz" war nach nur acht Tagen auf Platz 6 der deutschen Top Ten geklettert.

Die Fachpresse war auf Onkelzkurs. Der deutsche Musikhandel war zunehmend verwirrt.
"Die Böhsen Onkelz spalten den Handel !" schrieb der Musikmarkt im Oktober. Als die großen Ketten von WOM und Karstadt eine Umfrage in ihren Filialen durchführten, demnach sich die große Mehrheit angeblich gegen die Band aussprach, war der Kleinhandel unschlüssig. Sie hatten die Chance, sich eine Band zu schnappen, die von den großen Läden nicht geführt wurde und konnten somit Kunden in ihren Laden ziehen, setzten sich allerdings der Gefahr der Rufschädigung und der Repression durch Autonome aus. Die, die gegen die Onkelz waren, stellten sich meistens als schlecht informiert heraus. Diese Händler, die oft zu Wort kamen, im Radio oder im Fernsehen, brachten die Dinge schwer durcheinander. Jahreszahlen, Lieder, Texte und Hintergründe, alles war verschwommen, wurde mal so und mal so dargestellt. Von Fakten keine Spur.
"Die Böhsen Onkelz spalten den Handel" und da gab es Leute, die behaupteten, dass die neue Alben der Onkelz zu angepasst wären. Wenn eine Band den Handel spaltete, dann bedeutete das nichts anderes, als das sich tatsächlich etwas bewegte. Weidner, Gonzo und Udo Lange hatten die Händler zu einem Pressetermin eingeladen, wo sie auf jede Frage bereitwillig antworteten. Wie die Kamele mussten Gonzo und Stephan ihre Skinheadzeit, 3 Jahre von 15 Jahren Bandgeschichte, immer wieder durchkauen. Am Ende waren alle verwirrter als zuvor. Was die beiden sagten, stand in krassem Gegensatz zu dem, was die Händler aus der Zeitung wussten. Zudem nahmen sie kein Blatt vor den Mund und sagten ihre Meinung, gegen Politik von rechts und links, klar, laut und deutlich.

Mit der neuen LP war die Band hart an der Grenze zur breiten Akzeptanz.  "Hier sind die Onkelz" war nur sauberer, nicht weicher. "Danke für Nichts" war kein weiches Lied und "H" war das Stück, das Kevin beim Verarbeiten helfen sollte.

Kevin lebte und freute sich, wenn die Sonne schien. Mit dem Lied "H" sollte er sich verzeihen und sich selber alles Gute für die Zukunft wünschen. Was sollte daran weich oder angepasst sein ? Kevin hatte sein Leben im Griff und sah von Tag zu Tag besser aus.

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