Donnerstag, 19. Januar 2012

Die Geschichte Teil 52

Im Dezember kristallisierten sich endlich die Personen heraus, die in Deutschland systematisch gegen die Onkelz arbeiteten. Da war zum einen die Industrie. W. Orthmeyer von WOM, der massiv auf den Handel einwirkte und Th. Stein von BMG-Ariola, der jedem seiner Mitarbeiter mit Rausschmiss gedroht haben soll, falls dieser etwas mit den Onkelz zu tun hätte oder sich positiv über die Band äußern würde. Große Tiere bei CBS, Sony, MCA und WEA teilten diese Einstellung. Weiterhin die Mega-Konzertveranstalter M. Lieberberg und F. Rau, die immer wieder darauf hinwiesen, dass ihnen die Statements der Onkelz nicht ausreichten. alle waren sie große Verfechter der "Namensänderungstheorie". In Frankfurt kämpften D. Lieberberg, R. Scheffler und M. Friedmann von der CDU gegen die Böhsen Onkelz.
Hinzu kamen deutsche Künstler und Stars, von Campino über Lindenberg zu Gröhnemeyer und Maffay, die alle etwas über die Band zu sagen wussten.

M. Lieberberg wollte das größte und strahlendste Zeichen gegen Fremdenhass setzen, das Deutschland je gesehen hatte. Er versammelte 150 000 Stars vor der Frankfurter Festhalle ( Scorpiens, Bap, Westernhagen, Tote Hosen, die Prinzen, Klaus Lage, usw.). Alle waren da und alle waren sich einig. Für Toleranz, für Völkerverständigung, für Frieden, gegen Fremdenhass und Ausländerfeindlichkeit und gegen die Böhsen Onkelz.

"La Ola von der Messe bis zum Hauptbahnhof"
". . . Den Böhsen Onkelz, die mit ausländerfeindlichen Texten in der rechten Szene Anhänger gesammelt haben und aus unerfindlichen Gründen auch bei dem Konzert gegen rechts mitmachen wollten, sei freundlich aber bestimmt abgesagt worden . . ."
(Tagesblatt)

Das Festival "Rock gegen Rechts, Heute die - morgen Du", war eines der größten seiner Art. Noch im Sommer hatten die Onkelz in mehreren Zeitungen eine halbseitige Anzeige gegen Faschismus geschaltet und um eine faire Chance gebeten. Diese Absage war die kollektive Rache der Musikindustrie an der Band für den Hitparadenplatz Nr. 5 im September. Und alle waren sich einig darüber, dass sie gerade etwas Großartiges leisteten. In der FAZ war am nächsten Tag zu lesen :
"Die umstrittenen Böhsen Onkelz . . . wollten sich gern durch eine Teilnahme an dieser Aktion des guten Willens rehabilitieren. Leider wurde ihr guter Wille nicht zugelassen und damit die Chance vertan, populäre  Identifikationsfiguren von Jugendlichen, die für ausländerfeindliche Parolen anfällig sind, in die Aktion für Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit zu integrieren. Wenn die deutsche Rockszene nicht einmal in der Lage ist bekehrte Punk-Extremisten in die eigenen Reihen aufzunehmen, wenn hier keine Toleranzgrenzen überwunden werden können, wie sollen dann erst die internalisierten Vorurteile und Hassgefühle von Skins aufgeweicht werden ? Vielleicht hätten die Böhsen Onkelz den kommunikativen Brückenschlag zum feindlichen Lager geschafft, vielleicht wäre die Versöhnungsgeste ihrer Beteiligung als Signal von jenen Jugendlichen verstanden worden, die eben nicht nur die "guten Bap-Menschen" hören, sondern auch Rockmusik voller Gewaltsymbolik."


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