Montag, 14. November 2011

Die Geschichte Teil 48

Was niemand zu wissen schien . . . Anders als Kevin, war Gonzo zu keiner Zeit gefährdet gewesen, in die Sucht abzugleiten. Er wohnte seit Jahren mit seiner Freundin Verena zusammen und hatte jedwede Stilart des Exzesses und der Gewalt abgelegt. Aus Gonzos Verantwortungsgefühl gegenüber der Band, war im Laufe der Zeit ein altruistischer Drang geworden. Er schrieb mit Stephan die Musik nach dessen Rückkehr und gab den Böhsen Onkelz zu jeder Zeit professionelle Rückendeckung. Nie war Gonzo nervös und er kannte kein Lampenfieber. Er konzentrierte sich auf seine Gitarre und die anfallende Arbeit. Privat war er ein Naturmensch. Jede freie Minute verbrachte er im Wald oder er restaurierte alte Autos. Gonzo war ein Hot-Rod-Freak. Alte 50er Jahre Wagen zu frisieren und zu lackieren, war zu dieser Zeit seine Lieblingsbeschäftigung. Das glänzende Resultat seiner Arbeit war ein alter VW-Käfer, aufgemotzt bis ins letzte Detail.


Und was die wenigsten wussten . . . Pe war auf standby. Pe war immer bereit. Man musste ihn nur anrufen und ihm sagen, wann er wo zu sein hatte. Die große Konstante im Leben der Onkelz. 1992 gab es Tage, da wurde es auch ihm zu viel. Er verschwand oft am Wochenende mit dem Mountain-Bike und seinem Husky im Taunus. Er entwickelte sich mehr und mehr zu einem Trapper und Survivalspezialisten. Seit 92 war er Mitglied bei Greenpeace und überwies regelmäßig Geldbeträge, die den Kampf gegen Umweltzerstörung unterstützen helfen sollten. Außerdem besaß er mehrere Patenschaften für Kinder in der dritten Welt. Nicht, dass er es den Journalisten auf die Nase gebunden hätte, aber es hatte ihn auch nie jemand danach gefragt.


Eine Firma war gegründet worden. Ein eigenes Management sollte sich endlich um die Belange der Band kümmern. Mo Sudmann wechselte von Logic-Records zu den Onkelz und übernahm das Büro. Stefan Siebert, ehemaliger Konzertveranstalter der Frankfurter Music Hall, kam als Manager dazu und Thomas Hess, ultrakrasser Ex-Präsi des Bones-Frankfurt-Chapter, einem deutschen Rockerclub, war seit dem Sommer 92 für Tourbooking und Security zuständig.Fanpost und Merchandising wurde von Stefan Stichler, einem Jungen, der schon für Stephan in der Ranch gearbeitet hatte, gewissenhaft erledigt. Bellaphon kümmerte sich eben nicht um alles.


Natürlich wußten viele Kritiker die schwarz-rot-goldene Covergestaltung der "Heiligen Lieder" sowie auch die der "wir ham noch lange nicht genug" als eindeutigen Hinweis auf die versteckte rechte Gesinnung der Musiker zu deuten. Die Farben des letzten Albumcovers, die denen der Demokratie entsprachen und nicht denen des dritten Reiches, waren allerdings ganz allein die Idee der Bellaphon-Graphikabteilung gewesen und waren nicht, wie behauptet wurde, politisches Kalkül der Band. Das Bild der blutüberströmten Uhr auf der "W.h.n.l.n.g." entstammte einem Comic und die Idee zum Frontfoto der "Heiligen Lieder", auf dem die Band im schmuckvollen Priesterornat abgebildet war, stammte von Stephan. Es sollte eine Verarschung derer sein, die glaubten, sie besäßen als einzige das Recht darüber zu entscheiden, wer, wann, warum und auf welche Weise zu Gott sprach.

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